Balkonkraftwerk im Praxiseinsatz:
So meistern Sie Stolpersteine
Erfahren Sie, wie unser Kollege Thomas Stritz mit seinem Balkonkraftwerk in seinem Garten nicht nur seine Stromkosten senkt, sondern auch anfängliche Herausforderungen gemeistert hat. Sein ehrlicher Praxisbericht zeigt, dass nicht immer alles auf Anhieb funktioniert, es sich am Ende aber lohnt. Lassen Sie sich inspirieren, wie man mögliche Fehler erkennt und dann trotz der Herausforderungen mit einem Balkonkraftwerk in eine eigene nachhaltige Energiezukunft startet.
Kannst du uns zunächst ein bisschen über dein Balkonkraftwerk erzählen? Was genau hast du installiert und warum hast du dich für diese Lösung entschieden?
Ich habe seit 2020 einen kleinen Bungalow in einer Gemeinschaftsgartenanlage. Ich habe dort eine elektrische Heizung verbauen müssen, weil andere Heizsysteme nicht zu realisieren oder erlaubt waren, was natürlich meinen Stromverbrauch ganz schön in die Höhe trieb. Als unser Stromlieferant auch noch die Preise deutlich erhöhte, wollte ich meine Kosten reduzieren. Im Onlineshop eines großen deutschen Discounters entdeckte ich ein sehr günstiges Angebot für eine Garten-PV-Anlage und kaufte es.
- Balkonkraftwerke eignen sich auch für Gartenhäuser. Foto: Thomas Stritz
- Balkonkraftwerk auf dem Dach des Gartenhauses aus der Vogelperspektive. Foto: Thomas Stritz
- Das Balkonkraftwerk wurde auf dem Dach aufgeständert und mit Gewichten beschwert. Foto: Thomas Stritz
Du hast Dich entschieden, das Minikraftwerk nicht fest zu verschrauben wie üblich, warum? Ist das sturmsicher?
Bis jetzt ja. Mein Bungalow hat ein Flachdach mit Dachpappe. Da ich den Verlauf der Sparren nicht nachvollziehen konnte und auch keine Undichtigkeiten riskieren wollte, habe ich mich für eine Aufständerung des Balkonkraftwerkes entschieden und diese einfach mit Gewichten abgesichert. Die Dachkonstruktion hält das aus und bis jetzt haben sich die PV-Module keinen Millimeter bewegt.
Du hast berichtet, dass sich dein Stromverbrauch plötzlich verdoppelt hat. Wann hast du diese Veränderung bemerkt und was war dein erster Gedanke?
Das war keine plötzliche Veränderung, sondern über einen längeren Zeitraum beobachtbar. Zuerst dachte ich, „Naja, war wohl ein kalter Winter“. Aber als dann meine Stromabschlagszahlung deutlich angehoben wurde, kamen mir Zweifel, ob nicht eventuell das Balkonkraftwerk die Ursache dafür sein könnte. Natürlich wollte ich eigentlich mit der Installation des Balkonkraftwerkes den Eigenverbrauch von selbst produziertem Strom erhöhen. Nun aber sah alles danach aus, dass ich sogar mehr externen Strom bezog als vorher.
Gab es hilfreiche Hinweise oder Lösungsansätze von anderen Nutzern in Online-Foren oder Communities, die du ausprobiert hast?
In Online-Foren habe ich gesucht, empfand die Beiträge aber eher verwirrend als hilfreich. Die Diskussion mit meinen Gartennachbarn war in diesem Fall hilfreicher.
Welche ersten Schritte hast du unternommen, um der Ursache auf den Grund zu gehen?
Ich habe mir WLAN-Steckdosen besorgt, die den Verbrauch einzelner Geräte messen können. Ich wollte sehen, ob meine elektrischen Geräte wie der Kühlschrank ungewöhnlich viel verbrauchen. Meine Heizung konnte ich auf diese Art aber nicht tracken. Da konnte ich mir via App einen Überblick verschaffen. Zusätzlich habe ich aber auch den Kreislauf per Sicherung ausgeschaltet und währenddessen den Zähler beobachtet. Das war recht zeitaufwendig und brachte mir keine neuen Erkenntnisse.
Hast du spezifische Tests oder Messungen durchgeführt, um den Fehler einzugrenzen?
Ja, auch die Stromproduktion meines Balkonkraftwerks habe ich mit einem geliehenen Messgerät überwacht und mit den Zählerwerten verglichen. Das war am Ende die wichtigste Messung. Denn sie half, das Problem auf den Zähler einzugrenzen.
Wie konntest Du das Problem endgültig lösen?
Das ist eine lustige Geschichte. Am Ende war es keine technische Herausforderung, sondern schlicht eine falsche Ablesung. Ich habe schon einen digitalen Zweirichtungszähler, der auf Tastendruck mehrere Werte anzeigen kann: Einspeisung und Netzbezug zum Beispiel oder auch die Gesamtstrommenge, die in beide Richtungen durch den Zähler geflossen ist. Diese Taste ist allerdings sehr unglücklich mit „Reset“ beschriftet, weshalb bei der Ablesung niemand darauf drücken wollte. Da die Gesamtstrommenge als dauerhafte Anzeige eingestellt war, wurde bei den Ablesungen dann immer dieser Wert als „Verbrauch“ notiert. Das heißt, je mehr Strom meine Anlage produzierte, desto höher wurde mein Verbrauch und meine Abschlussrechnung. Mit der letzten Abrechnung ist der Fehler aber inzwischen korrigiert und meine Abschläge sind deutlich reduziert worden. Mein Ziel, die Stromkosten mit dem Balkonkraftwerk zu reduzieren, habe ich also letztlich doch noch erreichen können.
Welche Maßnahmen würdest du anderen empfehlen, die ähnliche Probleme mit ihrem Balkonkraftwerk haben könnten?
Ich würde immer wieder den Austausch mit Nachbar*innen, Kolleg*innen oder Freund*innen suchen, die schon Erfahrungen mit PV-Anlagen haben. Alle haben etwas davon, derartige Erfahrungen zu teilen. Und ich kann auch die Anschaffung von WLAN-Steckdosen empfehlen. Sie sind nicht nur über das Handy steuerbar, sondern helfen auch dabei zu erkennen, wieviel Strom welches Gerät tatsächlich verbraucht. Da hat man in der Regel gar kein Gefühl für.
Glaubst du, dass Balkonkraftwerke in Zukunft eine größere Rolle spielen, wenn es darum geht, den eigenen Stromverbrauch zu decken?
Ja, davon bin ich überzeugt und das sehe ich auch schon in meinem Garten- und Bekanntenkreis. Ich war der erste in unserer Gartenanlage mit einem Balkonkraftwerk. Inzwischen gibt es einige Nachahmer und noch mehr Interessierte. Da Speicher zuletzt sehr viel günstiger geworden sind, werden Kombianlagen noch beliebter. Ich habe gerade einen 2,1 kWh-Speicher für deutlich unter 1.000 EUR gekauft, von dem ich mir erhoffe, auch in der dunklen Jahreszeit noch mehr eigenproduzierten Strom nutzen zu können.
Was sind deine Tipps für Menschen, die überlegen, ein Balkonkraftwerk zu installieren, um ihre Stromkosten zu senken?
Wenn es mal ein Problem gibt, lernt man guten Service zu schätzen. Auch ich habe mich an meinen Händler gewandt. Die Kommunikation war in Ordnung, aber helfen konnte man mir am Ende nicht. Deshalb würde ich empfehlen, bei einem Anbieter zu kaufen, der eine Adresse in Deutschland hat, also gut zu erreichen ist und einen guten Kundensupport bietet.
Außerdem kannte die Preisentwicklung der letzten Jahre nur eine Richtung, nämlich nach unten. Jeder, der jetzt kauft und sich für ein leistungsstarkes PV-Paket mit Speicher entscheidet, zahlt dafür inzwischen weniger als ich vor gerade mal drei Jahren für mein Kraftwerk ohne Speicher ausgegeben habe.
Fazit:
Thomas’ Erfahrung macht deutlich, dass die Nutzung eines Balkonkraftwerks nicht nur eine nachhaltige und kostensparende Lösung ist, sondern auch eine Verantwortung im Umgang mit Technik und Messung erfordert. In Zukunft wird die Bedeutung von Balkonkraftwerken weiter zunehmen – vor allem in Verbindung mit Speicherlösungen, die den Eigenverbrauch maximieren. Für alle, die eine solche Anlage planen, gilt: Informieren Sie sich gut, wählen Sie einen verlässlichen Anbieter mit Service und Support, und bleiben Sie neugierig beim Umgang mit Technik. Letztendlich lohnt sich der Einsatz, um beim Thema Energiewende aktiv mitzuwirken und langfristig Kosten zu sparen. Und die Freude, der PV-Anlage beim Stromproduzieren zuzusehen, gibt es gratis dazu.
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