Wie die Gemeinde Benz mit Windenergie Zukunft gestaltet
Im Ortsteil Kalsow der Gemeinde Benz stehen seit vielen Jahren Windenergieanlagen, die heute wichtige Einnahmen für die Gemeinde sichern. Bürgermeister und Landwirt Dietmar Hocke hat uns erklärt, wie sich aus anfänglicher Skepsis eine Erfolgsgeschichte entwickelt hat – für die Kommune, die Bürgerinnen und Bürger und die Region.
Von Skeptikern zu Gestaltern
Als in den 1990er-Jahren die ersten Eignungsgebiete für Windenergie in Mecklenburg-Vorpommern festgelegt wurden, war auch die Gemeinde Benz betroffen. Zunächst reagierten viele Anwohnende im Ort zurückhaltend. Doch als in den Nachbargemeinden die ersten Windenergieanlagen entstanden, stellte sich die Frage: Wenn Investoren davon profitieren, warum sollte nicht auch die Gemeinde selbst aktiv werden?
So entstand 2010 auf gemeindeeigener Fläche im Ortsteil Kalsow die erste Windenergieanlage. Heute stehen auf dem Gemeindegebiet insgesamt acht Anlagen. Der anfängliche Widerstand wich der Einsicht, dass Windenergie nicht nur ein Beitrag zum Klimaschutz, sondern auch eine Chance für die wirtschaftliche Entwicklung ist.
Einnahmen stärken den Gemeindehaushalt
Mit der Nutzung der Windenergie hat Benz eine verlässliche Einnahmequelle geschaffen. Anfangs lagen die Pachtzahlungen bei rund 20.000 Euro im Jahr. Nach zehn Jahren stiegen sie auf 30.000 Euro.
Zusätzliche Einnahmen entstanden durch Wegerechte und Leitungsrechte, die weitere 5.000 bis 6.000 Euro pro Jahr einbringen. Auch die Gewerbesteuer trägt deutlich zum Gemeindehaushalt bei: Bereits im ersten Betriebsjahr flossen rund 60.000 Euro, mittlerweile sind es über 100.000 Euro jährlich.
Beteiligung nach § 6 EEG bringt zusätzliches Geld
Ein weiterer wichtiger Baustein ist laut Dietmar Hocke die finanzielle Beteiligung nach § 6 des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Betreiber von Windenergieanlagen können Kommunen mit 0,2 Cent pro eingespeister Kilowattstunde beteiligen – und das nicht nur bei neuen, sondern auch bei bestehenden Anlagen.
Die Gemeinde Benz trat aktiv an die Betreiber heran, damit sie in den nächsten Jahren für ihre Bestandsanlagen die freiwillige Zuwendung erhalten. Die Gespräche laufen und es könnten Einnahmen von rund 50.000 Euro jährlich erzielt werden. Nachbargemeinden würden davon ebenfalls profitieren – Einnahmen nach § 6 EEG werden im Umkreis von 2,5 Kilometern anteilig verteilt.
Windenergie als Motor der Dorfentwicklung
Die Erlöse aus Wind- und Solarenergie kommen direkt der Bevölkerung zugute. In Kalsow wurde eine Straße saniert, ein neuer Spielplatz errichtet und es wird ein modernes Gemeindezentrum gebaut. Dieses Projekt, ein Investment von rund 2,5 Millionen Euro, wäre ohne die regelmäßigen Einnahmen aus der Windenergie nicht realisierbar.
Im neuen Gemeindezentrum haben Feuerwehr, Vereine und Sportgruppen ihren Platz. Auch neue Feuerwehrfahrzeuge konnten angeschafft werden. So wird sichtbar, dass Windenergie konkrete Mehrwerte schafft – und die Lebensqualität vor Ort stärkt.
- Ein neuer Spielplatz mit Tischtennisplatte konnte in Kalsow von den Einnahmen aus der Windenergie errichtet werden
 
- Die Dorfstraße in Kalsow wurde ebenfalls mit Einnahmen aus Erneuerbaren saniert
 
- Der Spielplatz bildet den Mittelpunkt für die Familien des Ortes
 
Neue Vorschriften mindern Auswirkungen vor Ort
Technische Fortschritte tragen ebenfalls zur Akzeptanz bei: Dank der nun verpflichtenden bedarfsgerechten Nachtkennzeichnung blinken die Anlagen nur, wenn sich Flugzeuge nähern.
Immobilienpreise und Windenergie
Die anfängliche Sorge vor sinkenden Immobilienpreisen hat sich in Kalsow nicht bestätigt. In der Gemeinde Benz gibt es keine freien Häuser. Die Gemeinde hat auch dank der Einnahmen durch die Windenergieanlagen die Finanzkraft, um neue Bebauungspläne für Wohngebiete mit auszuweisen und zu erschließen – eine wichtige Grundlage dafür, dass immer mehr junge Familien zuziehen.
Ökologische Ausgleichsmaßnahmen zeigen Wirkung
Neben wirtschaftlichen Vorteilen profitiert auch die Natur. Im Zuge der Errichtung des Windparks wurden Feldhecken, Streuobstwiesen und eine Allee angelegt. Nach über 15 Jahren sind die positiven Veränderungen im Landschaftsbild deutlich sichtbar.
Windenergie und Naturschutz schließen sich in Kalsow nicht aus. Mit sorgfältiger Planung und regionaler Verantwortung können ökologische und ökonomische Ziele gemeinsam erreicht werden.
Dialog schafft Vertrauen
Das Erfolgsrezept der kleinen Gemeinde in Nordwestmecklenburg? Der offene Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern. Von Beginn an setzte die Gemeindevertretung in Kalsow auf frühzeitige Informationsveranstaltungen, Gesprächsrunden und transparente Entscheidungsprozesse und schufen so Verständnis und Akzeptanz.
Fazit
Die Gemeinde Benz zeigt, wie Windenergie kommunale Entwicklung fördern kann. Durch vorausschauende Entscheidungen und enge Zusammenarbeit mit regionalen Akteuren entstehen Einnahmen, die Straßen und Gemeinschaftseinrichtungen finanzieren. Windenergie ist hier mehr als Stromerzeugung – sie ist Antrieb für wirtschaftliche Stärke, gesellschaftlichen Zusammenhalt und eine lebenswerte Zukunft im ländlichen Raum.
	
											

