Userin – Eine engagierte Gemeinde auf ihrem Weg in die Klimaneutralität
Groß ist die Gemeinde Userin in der Mecklenburgischen Seenplatte nicht. Knapp 700 Einwohner*innen verteilen sich auf fünfeinhalb Ortsteile: Userin, Useriner Mühle, Voßwinkel, Groß Quassow, Zwenzow und dann das halbe Lindenberg. Die andere Hälfte gehört zur Stadt Neustrelitz. Die ist nur ein paar Kilometer entfernt. Die Ortsteile sind umgeben von Wald, den großen und kleinen Seen des Müritz Nationalparks und von Wiesen- und Ackerflächen. Die Region ist geprägt durch den Tourismus rund um die Havel sowie durch Landwirtschaft.
Wie alles begann in Userin
Die Idee der energieautarken Gemeinde gibt es schon seit 2012, berichtet Axel Malonek, Bürgermeister der Gemeinde. Die beauftragte Machbarkeitsstudie brachte erst einmal Ernüchterung. Das Fazit: einen „großen Wurf“ würde Userin nicht in die Realität umsetzen können. Trotzdem ließen sich die Gemeindevertreter*innen nicht entmutigen. Sie begannen mit den umsetzbaren Bausteinen in der Studie und damit, die passenden Fördertöpfe des Bundes für Klimaschutz und zu Energieeinsparungen bei Kommunen auszuschöpfen.
Der Start war 2016 die Umstellung auf LED-Straßenbeleuchtung. Die circa 200 Leuchtpunkte in allen Ortsteilen sind heute ersetzt. Die Ein- und Ausschaltschaltzeit der Beleuchtung wird über Schaltuhren und eine Software gesteuert, die sich am Sonnenaufgang und Sonnenuntergang orientiert. Das optimiert den Verbrauch zusätzlich. Die Einsparung für die Gemeindekasse kann sich sehen lassen. 2021 betrug die Stromrechnung 2000 Euro. Vor der Umstellung waren es noch jährlich 10.000 Euro.
Alte Tradition: Einen Obstbaum für den Nachwuchs pflanzen
Das zweite Projekt war der sogenannte Babywald im Ortsteil Groß Quassow. Dafür wurde das letzte Gemeindeland in eine Streuobstwiese umgestaltet. Fünfzig Obstbäume auf knapp 3.500 Quadratmetern wurden geplant. Die Kosten in Höhe von 25.000 Euro wurden zu 90 Prozent durch Bundesmittel finanziert. Ihren Eigenanteil brachten die Einwohnerinnen und Einwohner als Baby-Baum-Paten auf. Jeder Baum bekam gegen den Betrag von 50 Euro ein Patenkind. Neben einem persönlichen Namensschild am Baum, gab es auch eine Patenschaftsurkunde und eine Gießkanne zum angießen beim Pflanzfest 2018.
Drei Wege führen durch die Wiese, in der Mitte steht ein Walnussbaum – der Gemeindebaum, so Bürgermeister Malonek. Rundherum Äpfel, Birnen, Quitten, Pflaumen – alte Sorten. Die Unterpflanzung ist eine Blühwiese für Insekten, die von der Gemeinde gepflegt wird.
Zur Förderung des Babywaldes gehörte auch eine Schulung mit Streuobstwiesenexpert*innen in Berlin und die Vernetzung mit weiteren Aktiven, wie zum Beispiel Imkern. Denn bei der extensiven Bewirtschaftung von Streuobstwiesen spielt die Imkerei eine wichtige Rolle. Angrenzend erhielt der ehemalige Friedhof mit seltenen Baumarten einen Pflegeschnitt und wurde in das Gesamtkonzept eingebunden.
Sind Streuobstwiesen Klimaschutzmaßnahmen?
Streuobstwiesen stehen heute in der EU auf der Roten Liste der gefährdeten Lebensräume. Der Streuobstanbau hatte im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine große kulturelle, soziale, landschaftsprägende und ökologische Bedeutung. Die Intensivierung der Landwirtschaft hat diese Art des Obstanbaus und den wertvollen Lebensraum fast vollständig verdrängt. Durch die Artenvielfalt des Grünlandes sind Streuobstwiesen wichtig und relevant im Klimaschutz. Die Gemeinde Userin plant zukünftig regelmäßige Aktionen und Feste vor Ort.
Solar auf kommunalen Dächern in Userin
Das dritte Projekt der Gemeinde sind die Photovoltaik-Anlagen auf kommunalen Dächern. 42 Solarmodule sind auf dem Feuerwehr-Gemeindehaus in Userin und 69 Solarmodule auf dem Dach des Sportvereins in Groß Quassow installiert. Insgesamt stehen 35 KW für den kostenfreien Eigenstromverbrauch zur Verfügung. Der Überschuss wird in das Stromnetz eingespeist. Das entlastet den laufenden Haushalt und füllt die Gemeindekasse.
Bürgermeister Axel Malonek ist zufrieden mit dem Erreichten. Die nächste Herausforderung sieht er darin, die Bürgerinnen und Bürger mehr in die Umsetzung der Energiewende und Klimaschutzmaßnahmen einzubinden. Zusammen mit der Hochschule Neubrandenburg wurden bereits die ersten dialogischen Veranstaltungen unter dem Titel „Userin4Future“ durchgeführt. Wo wollen die Bürgerinnen und Bürger ihre Gemeinde in den nächsten zehn bis 15 Jahren hin entwickeln? Welche Ressourcen können sie dafür in der ehrenamtlichen Tätigkeit und privat freisetzen? „Wir sind auf einem guten Weg. Unsere Strategie: Wir investieren in Projekte, die uns den laufenden Haushalt entlasten. Es gibt viele Ideen und es bleibt noch viel zu tun für unsere Gemeinde als Gemeinschaft“, schließt Malonek.
Der Originaltext dieses Blogbeitrages wurde von unserer ehemaligen Kollegin Iris Wessolowski im Jahr 2021 verfasst.
Fazit
Die kleine Gemeinde Userin in der Mecklenburgischen Seenplatte verfolgt seit 2012 das Ziel, energieautark zu werden. Trotz anfänglicher Herausforderungen setzte Userin erfolgreich mehrere Klimaschutzprojekte um. Dazu gehört die Umstellung auf LED-Straßenbeleuchtung, die Einsparungen bei den Stromkosten brachte, die Pflanzung eines Babywaldes als Streuobstwiese und die Installation von Photovoltaikanlagen auf kommunalen Dächern. Diese Projekte entlasten den Haushalt der Gemeinde und fördern den Klimaschutz. Zukünftig plant die Gemeinde, die Bürger*innen stärker in die Umsetzung weiterer Maßnahmen einzubinden, um die Energiewende voranzutreiben.