Solares Laden im Parkhaus am Ryck: Neue Energie für Greifswald
Im neuen Parkhaus am Ryck in Greifswald (Landkreis Vorpommern-Greifswald) geht die Sonne wortwörtlich in die Steckdose: Seit dem 7. Mai 2025 können Autofahrer*innen dort ihre E-Fahrzeuge mit Solarstrom laden. Eine moderne Photovoltaikanlage auf dem Dach macht’s möglich. Die Energiegenossenschaft Inselwerke betreibt vier neue Ladesäulen, von denen zwei öffentlich zugänglich sind. Perspektivisch können im Parkhaus bis zu 60 Ladepunkte entstehen.
„Das Parkhauskonzept ermöglicht auch Menschen ohne eigenes Einfamilienhaus, ihr Fahrzeug sicher abzustellen und bequem mit Strom zu versorgen“, erklärt René Tettenborn von der Energiegenossenschaft Inselwerke, welche die Ladesäulen in Greifswald betreibt.
Das Projekt im Überblick
Das Projekt bietet nicht nur 660 Stellplätze für das neue B55-Wohnquartier, sondern auch ein flexibles, nutzerfreundliches Energiekonzept. Mieter*innen können ihren Stellplatz mit einer eigenen Ladesäule ausstatten – per Kauf, Miete oder Pacht. Der Strompreis für solaren Ladestrom ist auf maximal 24 Cent pro Kilowattstunde gedeckelt. Per App kann zwischen Netzstrom und Solarstrom vom Dach gewählt werden. Finanziert wurde das Vorzeigeprojekt über Nachrangdarlehen der Genossenschaftsmitglieder. Die Photovoltaikanlage besteht aus zwei modularen Anlagen mit je 185 kWp Leistung. Eine versorgt direkt das Parkhaus, die andere speist Strom ins Netz. Damit lassen sich ca. 1 Mio. Kilometer pro Jahr mit einem E-Auto abdecken – klimafreundlich und günstig.
- Das Parkhaus ermöglicht solares Laden für E-Mobilität.
- Inbetriebnahme der PV-Anlage auf dem Parkhaus.
- E-Ladestation am Parkhaus am Ryck in Greifswald.
Inselwerke e.G. – Energiegenossenschaftsmodell mit Vorbildcharakter
Das Projekt ist nicht nur ein lokaler Meilenstein, sondern soll als Modell für zukunftsfähige Energie- und Mobilitätsinfrastruktur dienen. Die 2013 zunächst als ehrenamtliche Bürgerinitiative gegründete Energiegenossenschaft Inselwerke eG steht für bürgereigene, nachhaltige Energielösungen. Inzwischen betreibt sie über 430 öffentliche Ladepunkte und beschäftigt 27 Mitarbeitende.
Greifswald ist Energiekommune des Monats
Gunnar Wobig, Geschäftsführer der LEKA MV und Staatssekretärin Ines Jesse überreichten die Auszeichnung zur Energiekommune an Greifswalds Oberbürgermeister Dr. Stefan Fassbinder. © LEKA MV
Kein Wunder also, dass die Universitäts- und Hansestadt Greifswald im Juni 2025 als Energiekommune des Monats von der Agentur für Erneuerbare Energien ausgezeichnet wurde. Die Stadt überzeugt durch eine konsequente und langfristig angelegte Klimaschutzstrategie. Besonders hervorzuheben ist nicht nur das Engagement im Bereich Photovoltaik, sondern auch die Nutzung von Abwärme sowie ein ambitionierter Masterplan Klimaschutz. Sektorenkopplung spielt in Greifswald eine große Rolle. Mehr als 40 Millionen Euro werden in den Aufbau der nachhaltigen Wärme investiert. Dazu gehören die derzeit größte Solarthermieanlage Deutschlands (Inbetriebnahme 2022) mit 3.792 Kollektoren und einem Jahresertrag von ca. 8.000 Megawattstunden (MWh). Das entspricht dem jährlichen Wärmebedarf von 800 bis 1.000 Haushalten und spart jährlich 1800 Tonnen CO2.
Erfahren Sie mehr über die Auszeichnung: Energiekommune des Monats – Greifswald
Bürgerenergiegenossenschaften als Motor der Energiewende
Bürgerenergiegenossenschaften wie die Inselwerke sind ein zentraler Baustein für eine dezentrale und demokratische Energiewende. In Deutschland engagieren sich rund 220.000 Menschen in über 800 Energiegenossenschaften. Gemeinsam haben sie ein Investitionsvolumen von rund 3,6 Milliarden Euro mobilisiert und im Jahr 2023 etwa acht Terawattstunden sauberen Strom erzeugt. Das Prinzip ist einfach, aber wirkungsvoll: Jede*r kann mitmachen und mitgestalten – unabhängig von der Höhe der Beteiligung hat jedes Mitglied genau eine Stimme in der Generalversammlung. So bleibt die Kontrolle über die Energieversorgung in Bürgerhand, und die Wertschöpfung vor Ort. Ziel ist es, nachhaltige Projekte wie Photovoltaikanlagen gemeinschaftlich zu finanzieren, zu betreiben und langfristig zu sichern – ganz im Sinne von Klimaschutz, Teilhabe und regionaler Unabhängigkeit.
Fazit
Das Parkhaus am Ryck in Greifswald macht vor, wie klimafreundliche Mobilität und bürgerschaftliches Engagement Hand in Hand gehen können. Dank des innovativen Konzepts profitieren auch Menschen ohne eigenes Haus vom günstigen Solarstrom direkt vom Dach. Die Kombination aus intelligenter Ladeinfrastruktur, fairen Preisen und demokratischer Energieversorgung schafft echten Mehrwert für Mieter*innen, Stadt und Klima. Damit setzt das Projekt ein starkes Zeichen für die Energiewende in Bürgerhand – lokal verankert, nachhaltig gedacht und übertragbar auf viele weitere Standorte.