Woche der Wärmepumpe – Erfahrungsbericht zur Luft-Luft-Wärmepumpe
Private Wärmepumpen spielen eine Schlüsselrolle für eine nachhaltige und klimafreundliche Energieversorgung – besonders, wenn sie in Kombination mit anderen Technologien wie PV-Anlagen, Stromspeichern, Wallboxen und Elektroautos genutzt werden. Grund genug, dass das BMWK gemeinsam mit der dena erstmals die „Woche der Wärmepumpe“ ausgerufen hat. Vom 4. bis 10. November 2024 können sich Interessierte bundesweit über die vielfältigen Vorteile der Wärmepumpe informieren. Alle Termine und Angebote sind unter www.wochederwaermepumpe.de zu finden.
Auch wir von der LEKA MV sind Fans der Wärmepumpe und haben für diesen Blogbeitrag mit unserer Kollegin Gudrun Stark gesprochen. In ihrem Eigenheim nutzt sie eine Multisplit-Klimaanlage, die Energie aus der Luft gewinnt, sowie eine Wärmepumpe für die Warmwasseraufbereitung, die sowohl Umweltenergie als auch die Abwärme des Wechselrichters im Keller nutzt. Zudem kombiniert sie diese Technologien mit Solarstrom, einem Speicher sowie einer Wallbox zum Laden der E-Autos. Im Interview erzählt sie uns von ihren Erfahrungen, den Vorteilen für Klima und Geldbeutel sowie der täglichen Anwendung der Technik – im Sommer wie im Winter. Zudem räumen wir gängige Vorurteile gegenüber Wärmepumpen aus dem Weg. In einem zweiten Teil unseres Wärmepumpenblogs berichtet Nils Bandelin, Klimaschutzmanager der Hansestadt Anklam, von seinen Erfahrungen mit einer wassergeführten Wärmepumpe in Kombination mit seinen zwei PV-Anlagen und der smarten Steuerung seiner Verbraucher im Haushalt. Hier geht’s zu Teil 2.
Seit wann nutzt du die Luft-Luft-Wärmepumpe und die Wärmepumpentechnologie für die Warmwasseraufbereitung in Kombination mit deiner Solaranlage und deinem E-Auto? Was hat dich damals dazu bewogen, auf dieses System umzusteigen?
Gudrun: Vielen Dank für die Gelegenheit, anlässlich der „Woche der Wärmepumpe“ ein paar Vorurteile aus dem Weg zu räumen. Im Prinzip haben wir die einzelnen Bausteine peu à peu installiert. Als erstes kam 2012 unsere PV-Anlage auf das Dach. Wenige Monate später das erste E-Fahrzeug, welches heute noch fährt. 2018 kauften wir eine kleine Zoe – unser zweites E-Fahrzeug, welches dann schon mehr Reichweite hatte.
Wir haben für die Versorgung unseres Hauses schon von Anbeginn auf Strom als Energie gesetzt.
1997 wurde das Haus von Kachelöfen auf Nachtspeicherheizung umgerüstet. 2022 haben wir dann auf die Multisplit-Klimaanlage für die Wärmeversorgung gesetzt. Zunächst haben wir nur die untere Etage umgebaut und ein Jahr später dann die obere Etage. Unerlässlich für das Gesamtkonzept war es natürlich auch auf Speichertechnologie zu setzen. In diesem Jahr haben wir zusätzlich eine neue Brauchwasserwärmepumpe integrieren lassen, die die Abwärme des Wechselrichters und des Speichers nutzt, um warmes Wasser gebrauchsfertig aufzubereiten.
Wie funktioniert das Zusammenspiel zwischen Wärmepumpe, dem Wasserspeicher, PV-Anlage, Speicher, Wallbox und deinem E-Auto? Was sind aus deiner Sicht die größten Vorteile dieser Kombination?
Gudrun: Alles ist miteinander intelligent verknüpft. Mein Mann hat riesigen Spaß dabei, alles über sein Smartphone zu steuern, dabei wollte er bis vor zwei oder drei Jahren nicht mal so ein Gerät besitzen. Wir sind somit stets auf dem Laufenden: die prognostizierte Strommenge für den Folgetag, der Stand der Batterieentladung, wie viel Strom wir über die Wallbox geladen haben und wie viel Strom im Haus verbraucht wird, bzw. wie viel wir ins Netz abgeben. Der Vorteil ist, dass wir nun auch wenn wir nicht zuhause sind Zugriff auf die Technik haben. Wir können den Ladeprozess am Auto gezielt dann beginnen, wenn die Sonne ausreichend scheint oder festlegen, dass der Speicher die höchste Ladepriorität hat. Ich habe einige Screenshots aus der Steuerung angefertigt, um unseren erreichten Autarkiegrad zu veranschaulichen. So hatten wir zum Beispiel am 26.09.2024 dieses Jahres noch eine Autarkie von 97 Prozent und konnten 96 Prozent unseres Eigenstroms selbst nutzen.
Unsere Fahrzeuge haben im vergangenen Jahr 4.928 kWh geladen, davon mehr als die Hälfte über Solarstrom. Wir haben für zwei Fahrzeuge nur noch 1.972 kWh über das Netz bezogen. Bei einem angenommenen Strompreis von 35 Cent haben wir im Jahr einen Preis von ca. 350 Euro je Fahrzeug gehabt. Also günstiger kann man wirklich nicht fahren.
Zu den Gesamtzahlen des Jahres kann ich Folgendes sagen: Wir haben 13.400 kWh produziert. Davon haben wir 4.800 kWh ins Netz eingespeist. Von unserer eigenen Stromproduktion haben wir demnach also 60 Prozent selbst nutzen können und 40 Prozent ins Netz gegeben. Übers Jahr betrachtet stellte sich das für unseren Strombedarf so dar, dass wir aus dem Netz 7.934 kWh beziehen und 7.269 kWh selbst produzierten Strom nutzen. Damit erreichen wir einen Autarkiegrad von 48 Prozent übers Jahr.
Inwiefern spürst du einen positiven Einfluss auf deinen CO2-Fußabdruck durch die Nutzung dieser Technologien?
Gudrun: Nun wir gehen abends mit einem guten Gefühl schlafen und können sorgenfreier in die Zukunft schauen. Wir haben uns wirklich viele Gedanken zum Thema gemacht und Du siehst, es war ein langer Prozess, der mehr als zehn Jahre in Anspruch genommen hat. Ausgangsbasis war für uns, dass die Strompreise immer weiter gestiegen sind und wir uns unabhängiger vom Markt machen wollten. Alles ist nach und nach gewachsen bis wir nun ein Komplettsystem haben.
Allein die Produktion des Solarstroms hat für uns eine Einsparung von 3 Tonnen CO2 im Jahr gebracht – um diese Menge zu kompensieren müsste man rund 150 Bäume pflanzen.
Was natürlich noch wesentlich interessanter ist: Wir haben durch die neue Technik ja auch viel an Strom einsparen können. Früher lag unser Verbrauch durch die Nachtspeicherheizung, die ebenfalls mit Strom betrieben wurde, bei rund 22.000 kWh pro Jahr. Heute, nach der Installation der PV-Anlage, sind es nur noch 7.994 kWh. Die Einsparung von 14.100 Kilowattstunden machen ja noch einmal zusätzlich 3,1 Tonnen CO2 im Jahr aus, basierend auf der aktuellen Emmissionszahl des Strommixes in Deutschland. Und wir fahren durch die E-Mobilität auch zusätzlich klimafreundlich. Eine weitere Senkung des Strombedarfs und unseres CO2-Fußabdruckes erwarten wir noch durch die Wärmepumpentechnik unserer Warmwasseraufbereitung.
Wie haben sich deine Energiekosten seit der Installation der Wärmepumpe und der anderen Technologien entwickelt? Kannst du konkrete Ausgaben und Einsparungen benennen?
Gudrun: Im Jahr der Strommarktliberalisierung 1998 zahlten Verbraucher noch 17,11 ct/kWh für Strom, in diesem Jahr 2024 sind es laut des Vergleichsportals Verivox durchschnittlich 34,92 ct/kWh. Damit hat der Preis sich mehr als verdoppelt. Allein durch den reduzierten Strombedarf sparen wir aktuell 4.923 Euro. Würden wir den von der PV-Anlage genutzten Strom stattdessen kaufen, entstünden zusätzliche Kosten von 2.538 Euro. Das ergibt eine Gesamtersparnis von 7.461 Euro pro Jahr. Dem gegenüber standen Investitionskosten von 27.000 Euro für die zwei Multisplit-Klimaanlagen.
Ein interessanter Vergleich: Die erwähnten eingesparten 14.100 kWh Strom entsprechen energetisch etwa 1.410 Litern Heizöl – das ist fast die Menge, die ein sparsames Einfamilienhaus in einem Jahr zum Heizen benötigt. Da 1.000 Liter Heizöl etwa 10.000 kWh Energie liefern, zeigt sich, dass die Umstellung auf Wärmepumpen und PV-Anlagen nicht nur kostengünstiger, sondern auch umweltfreundlicher ist. So senken wir unseren Verbrauch fossiler Energien erheblich.
Wie unterscheidet sich der Betrieb der Wärmepumpe im Sommer und im Winter? Welche Vorteile hast du in den unterschiedlichen Jahreszeiten festgestellt?
Gudrun: Es gibt bei unserer Technologie einen gewissen Reboundeffekt. Früher hatten wir im Sommer eine warme Wohnung, heute haben wir bei Solarstrom die Möglichkeit, die Multisplit-Klimaanlage einzuschalten und im Handumdrehen wird die Temperatur auf ein angenehmes Raumniveau herunter gekühlt. Das funktioniert gut und die Raumluft wird gleichzeitig entfeuchtet, denn in warmer Luft befindet sich deutlich mehr Feuchtigkeit. In Anbetracht wärmerer Sommermonate möchte ich heute auf diesen Luxus nicht mehr verzichten. In den Monaten November bis Februar/März ist die Produktion von Solarstrom auf ein Minimum reduziert, da sind wir auf die Versorgung aus dem Netz vom Energieversorger angewiesen. Dennoch sind die Wärmepumpen wesentlich effizienter, als die Nachtspeicheröfen. Die Nachtspeicherheizung konnte aus einer Kilowattstunde Strom lediglich eine Kilowattstunde Wärme erzeugen. Mit der Wärmepumpe hingegen erreichen wir jetzt einen Leistungsfaktor von 3,5. Das bedeutet, dass aus einer Kilowattstunde Strom 3,5 Kilowatt Wärme erzeugt werden.
Es gibt immer wieder Bedenken, dass Wärmepumpen bei kaltem Wetter nicht effizient arbeiten. Wie sind deine Erfahrungen bei niedrigen Außentemperaturen?
Gudrun: Nun das ist kein Geheimnis, dass im Winter die Effektivität nicht ganz so optimal ist, weil die Sonne nicht so stark scheint und die Pumpen mehr Leistung erbringen müssen. Wir haben eine Grundtemperaturen von 22 Grad eingestellt und können in Schritten von 0,5 Grad erhöhen bis auf 30,0 Grad Celsius. Aber mal ganz ehrlich: Hat jemals ein Verbraucher die Effizienz der fossilen Energieversorgung hinterfragt? Ganz im Gegenteil: Die fossilen Energieressourcen müssen gefördert, raffiniert und transportiert werden und erst dann haben sie eine Effizienz von sage und schreibe 85 Prozent. Bis der fossile Brennstoff also beim Verbraucher ist, hat er ja schon eine Menge CO2 verbraucht. Schau mal, das habe ich auf Thermondo.de gefunden:
„Wärmepumpen hingegen nutzen zu 75 Prozent kostenfreie Energie aus der Umwelt. Da der Wirkungsgrad zur Berechnung der Energiekosten ermittelt wird, bleibt diese in der Berechnung außen vor. Dies steigert den Wirkungsgrad der Wärmepumpe enorm. Denn lediglich um das Kältemittel zu komprimieren, wird kostenpflichtige Energie in Form von Strom benötigt. Je höher der Kompressionsgrad, desto höher ist der Stromverbrauch der Wärmepumpe und der Anteil der elektrischen Energie an der entstehenden Nutzwärme. Der Wirkungsgrad einer Luft-Wasser-Wärmepumpe kann somit selbst an kalten Tagen bei rund 250 % liegen“
– und an wärmen Tagen werden inzwischen bis zu 500 Prozent erreicht.
Wichtig zu unterscheiden sind folgende Begriffe:
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- Wirkungsgrad: Dieser gibt an, wie viel der zugeführten Energie in nutzbare Leistung umgewandelt werden kann.
- COP: Gibt an, wie viel Strom für die Erzeugung einer bestimmten Wärmemenge benötigt wird. Er wird unter Laborbedingungen ermittelt und kann als Vergleichswert hinsichtlich Kaufentscheidung hinzugezogen werden.
- JAZ: Gibt an, wie viel Strom tatsächlich für die Erzeugung einer bestimmten Wärmemenge benötigt wird. Sie wird in der Regel erst ein Jahr nach Inbetriebnahme der Wärmepumpe ermittelt und kann zur Berechnung des Stromverbrauchs hinzugezogen werden
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Euer Haus ist ein Altbau und dennoch habt ihr eine Wärmepumpe eingebaut. Siehst du die Vorurteile bestätigt, dass Wärmepumpen nur etwas für Neubauten oder umfangreich sanierte Altbauten sind?
Gudrun: Ich kann nicht verstehen, dass sich dieses Gerücht immer noch hält. Diese Fake-News gehen sicher auf die Arbeit von Brennstoff-Lobbyisten zurück. Wenn ich durchs Land fahre, sehe ich viele ältere Immobilien, die mit neuen Fenstern und Türen ausgestattet sind, Häuser mit neuen Dächern unter denen sicher auch eine Dämmung verarbeitet wurde. Also für Immobilien, durch die der Wind nicht durch pfeift, ist das alles kein Hexenwerk und somit technisch möglich und praktikabel. Alles besser als weiterhin CO2 in die Luft zu blasen.
Man hört ja immer wieder, dass Wärmepumpen laut seien. Wie sind da deine Erfahrungen, speziell mit der Luft-Luft-Wärmepumpe?
Gudrun: Stell Dir vor, ich bin auch in der Gemeinde daraufhin angesprochen worden und bin mit einem Schallpegelmessgerät unterwegs gewesen, um mir selbst auch ein Bild zu machen. Ich habe Messungen vor verschiedenen Häusern durchgeführt – sowohl bei laufender Ölheizung als auch bei unserer Wärmepumpe. Da alle Häuser Vorgärten haben, war der Abstand auch relativ gleich. Die Ölheizungen haben ungefähr den gleichen Schallpegel wie die Wärmepumpe und jedes vorbeifahrende Verbrennerfahrzeug ist um ein Vielfaches lauter.
Welche Ratschläge würdest du anderen Hausbesitzern geben, die darüber nachdenken, eine Wärmepumpe und weitere nachhaltige Technologien einzusetzen?
Gudrun: Wenn Sie sich entschieden haben, dass Sie in neue Technologien investieren wollen, lassen Sie sich möglichst von einheimischen Firmen ein Angebot machen. Schauen Sie sich Videos zum Thema im Internet an, lesen Sie viel und lassen sich von den Technologie-Marktführern inspirieren. Fragen Sie, ob die Systeme in Zukunft durch dies und das noch ergänzt werden können, wenn Sie wie wir eine Step-by-Step-Lösung favorisieren. Denken Sie möglichst ganzheitlich über Ihren Energiebedarf heute und in Zukunft nach. Wichtig ist auch ein Blick in die Reputation einer Firma.
Würdest du dich wieder für eine Wärmepumpe und die Wärmepumpentechnologie für Warmwasser entscheiden?
Gudrun: Habe ich Dich etwa noch nicht überzeugt? Nein, im Ernst – es macht Spaß, zu sehen, dass wir ganz bewusst unsere Energiekosten und unseren CO2-Fußabdruck senken können. Insofern bin ich eine große Verfechterin. Wir geben auch mal etwas ins Netz, aber wir ziehen auch aus dem Netz. Das Netz ist ganz wichtig, damit es in den Kommunen „rund“ läuft und auch in Europa. Dennoch freuen wir uns über den hohen Autarkiegrad von fast 50 Prozent.
Fazit
Unsere Kollegin Gudrun Stark zeigt im Gespräch mit der LEKA MV auf, wie sie in ihrem Eigenheim durch die Kombination von Luft-Luft-Wärmepumpe, Solaranlage, Speicher und Wallbox nahezu energieautark lebt und damit Klimaschutz und Kosteneffizienz vereint. Sie räumt mit gängigen Vorurteilen auf und verdeutlicht die Vorteile einer smart vernetzten Energieversorgung im Sommer- wie auch Winterbetrieb. Ergänzt wird der Beitrag durch einen zweiten Teil, in dem Klimaschutzmanager Nils Bandelin seine Erfahrungen mit einer wassergeführten Wärmepumpe in Kombination mit Photovoltaik und smarter Steuerung schildert.