Woche der Wärmepumpe – Erfahrungsbericht zur wassergeführten Wärmepumpe
Private Wärmepumpen spielen eine Schlüsselrolle für eine nachhaltige und klimafreundliche Energieversorgung – besonders, wenn sie in Kombination mit anderen Technologien wie PV-Anlagen, Stromspeichern, Wallboxen und Elektroautos genutzt werden. Grund genug, dass das BMWK gemeinsam mit der dena erstmals die „Woche der Wärmepumpe“ ausgerufen hat. Vom 4. bis 10. November 2024 können sich Interessierte bundesweit über die vielfältigen Vorteile der Wärmepumpe informieren. Alle Termine und Angebote sind unter www.wochederwaermepumpe.de zu finden.
Auch wir von der LEKA MV sind Fans der Wärmepumpe und haben für diesen Blogbeitrag mit Nils Bandelin, Klimaschutzmanager der Hansestadt Anklam gesprochen. In seinem Eigenheim nutzt er eine wassergeführte Wärmepumpe. Dazu hat er mittlerweile zwei PV-Anlagen zur Erzeugung seines eigenen Stroms installiert und zahlreiche digitale Steuerungsoptionen für die Verbraucher in seinem Haushalt eingebaut. Im Interview erzählt er uns von seinen Erfahrungen, den Vorteilen für Klima und Geldbeutel sowie der täglichen Anwendung der Technik – im Sommer wie im Winter. Zudem räumen wir gängige Vorurteile gegenüber Wärmepumpen aus dem Weg. In einem ersten Teil unseres Wärmepumpenblogs berichtet unsere Kollegin Gudrun Stark von den Erfahrungen mit ihrer Multisplit-Klimaanlage, die Energie aus der Luft gewinnt, sowie eine Wärmepumpe für die Warmwasseraufbereitung, die sowohl Umweltenergie als auch die Abwärme des Wechselrichters im Keller nutzt. Hier geht’s zu Teil 1.
Seit wann nutzt du eine wassergeführte Wärmepumpe in deinem Haus, und was hat dich damals dazu bewogen, auf diese Technologie, statt auf eine Luft-Luft-Wärmepumpe umzusteigen?
Wir nutzen unsere wassergeführte Wärmepumpe seit 2009. Die Luft-Luft-Wärmepumpe stand aufgrund des geringeren Wirkungsgrades (damals) nicht zur Diskussion.
Welche weiteren klimafreundlichen Technologien habt ihr verbaut und wie spielen diese zusammen?
Im Jahr 2010 haben wir die erste PV-Anlage mit einer maximalen Leistung von 9,2 KWp installiert. Diese Anlage hat zu 100 % ins Netz eingespeist (0,39 Euro Einspeisevergütung pro kWh). Das Zusammenspiel von PV-Anlage und Wärmepumpe erfolgte im Jahr 2021 mit der Installation der zweiten PV-Anlage mit einer maximalen Leistung von 9,4 KWp und der Umstellung auf Eigenverbrauch und Überschusseinspeisung.
Ab 2014 haben wir dann jeweils einen Raum unseres EFHs renoviert. Die Plattenheizkörper wurden entfernt und jeweils eine Fußbodenheizung eingebaut.
Außerdem haben wir unser Haus smart gemacht. Neben der Steuerung der Beleuchtung und der „Großverbraucher“ wie Waschmaschine und Geschirrspüler, wird auch unsere Fußbodenheizung smart gesteuert. Dabei wird in den jeweiligen Heizkreis nur so viel warmes Wasser geschickt, wie es für das Halten der Wunschtemperatur im jeweiligen Raum notwendig ist. Die Ventile des jeweiligen Heizkreises machen also nicht nur auf und zu, wie herkömmliche Thermostate es tun.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Verwendung eines dynamischen Stromtarifes. Das wirkt sich nicht auf die Wirkungsweise der Wärmepumpe aus, macht sich in der Geldbörse aber schon bemerkbar.
Zu den vermeintlich günstigen Stromzeiten läuft die Wärmepumpe, in den teuren Zeiten eben nicht. Die Heizzeit ist auf maximal neun Stunden am Tag begrenzt. Moderne Wärmepumpen suchen sich die günstigen Heizzeiten allein. Bei unserer, schon etwas älteren Anlage, muss dies händisch eingegeben werden.
Ihr habt eure Wärmepumpe erst an die bestehenden Plattenheizkörper angeschlossen und später auf Fußbodenheizung umgestellt. Gab es bei der Umstellung Herausforderungen? Was musste beachtet werden?
Die Befürchtung, die Vorlauftemperatur, die eine Wärmepumpe bereitstellen kann, würde nicht ausreichen, bewahrheitete sich nicht. Unsere Wärmepumpe schafft eine maximale Vorlauftemperatur von 60°C. Das ist für die Erwärmung der Raumluft vollkommen ausreichend. Wir haben pro Jahr jeweils einen Raum unseres Hauses mit einer Fußbodenheizung ausgestattet. Den dann nicht mehr benötigten Heizkörper haben wir zusätzlich in einem anderem Raum installiert, um die Fläche der Wärmeabgabe zu erhöhen. Das wiederum hatte zur Folge, dass die Vorlauftemperatur gesenkt wurde.
Wärmepumpen wird gern nachgesagt, dass sie nicht richtig warm machen. Wie sind da deine Erfahrungen, insbesondere bei niedrigen Außentemperaturen.
Das kann ich so nicht bestätigen. Bei tiefen Außentemperaturen bestand nie die Problematik, das Haus ausreichend zu erwärmen. Im Gegenteil: Ab einer bestimmten Außentemperatur schaltet die Pumpe in die zweite Stufe. Hier war es dann so, – zumindest in der Zeit mit den Plattenheizkörper – dass es eher zu warm war. Das kann jetzt mit der Fußbodenheizung und der smarten Steuerung nicht mehr passieren.
Und gibt es Unterschiede im Heizkomfort oder in der Energieeffizienz zwischen der Nutzung von Plattenheizkörpern und Fußbodenheizung?
Den Komfort der Fußbodenheizung bewerten wir als besser. Die Wärmeverteilung ist gleichmäßiger, man hat nie das Gefühl, dass es im Raum zieht. Außerdem sind die Wände frei zustellbar. Die Heizkörper nehmen ja sonst doch einen recht großen Teil der Wand ein.
Wie hat sich die Wärmepumpe auf deine Energiekosten und den CO2-Fußabdruck ausgewirkt? Kannst du das beziffern?
Die Energiekosten kann ich nicht direkt beziffern. Zumal die Umstellung bei uns ja über sieben Jahre angedauert hat. Vom reinen Kostenvergleich der Zahlen vom Heizbetrieb mit der Gastherme und Flüssiggas zu heute sind es sicher fast 2/3 weniger. Dieser Vergleich hinkt und würde einer sachlichen Prüfung nicht unbedingt standhalten, zumal ja noch die Investitionskosten einzuberechnen sind. Der CO2-Fußabdruck wird ja maßgeblich von der Zusammensetzung der Erzeugung bestimmt. Wir versorgen in der Überganszeit, also von März bis Mai und von September bis Ende Oktober, unsere Wärmepumpe mit Strom aus der eigenen PV-Anlage. Danach über 100-prozentigen Ökostrom. Unser CO2-Fußabdruck ist sicherlich auf das Heizen bezogen ein recht kleiner.
Bilanziell erzeugt unser Haus mehr Energie, als wir verbrauchen.
Wärmepumpen werden oft als ideal für Neubauten bezeichnet. Wie sind deine Erfahrungen im Altbau mit der wassergeführten Wärmepumpe?
Sicher ist es immer vorteilhafter, die Wärmepumpe gleich in ein zu errichtendes Gebäude einzubauen. Unsere Erfahrungen sind hinsichtlich der Nachrüstung durchweg positiv. Auch ohne Fußbodenheizung ist die Ersparnis sehr groß. Hier kommt es aber ganz besonders auf eine gute Anlagenplanung an. Und wir hatten seinerzeit wohl einen sehr guten Fachmann.
Wo steht eure Wärmepumpe und beeinträchtigen ihre Betriebsgeräusche euch oder eure Nachbarn in irgendeiner Weise?
Unsere Wärmepumpe steht im Hauswirtschaftsraum. Eine Außeneinheit mit Lüfter ist nicht verbaut. Auf unserem Grundstück sind vier mit Kältemittel gefüllte Leitungen – 15 mm ummanteltes Kupferrohr – vergraben. Deshalb merkt unsere Nachbarschaft von der WP nichts. Wir im Haus sind ebenfalls von Geräuschen verschont geblieben.
Setzt ihr eure Wärmepumpe im Sommer auch zur Kühlung ein oder nutzt ihr dafür andere Techniken?
Zur Kühlung können wir unsere Wärmepumpe leider nicht einsetzen. Das war damals technisch noch nicht vorgesehen. Und an die Möglichkeit beziehungsweise an die Notwendigkeit haben wir damals auch noch nicht gedacht. Heute würde ich mich ganz klar für die Möglichkeit der Kühlung entscheiden.
Wie hat die Wärmepumpe dein Heizverhalten verändert, seit du umgestiegen bist?
Die Veränderung des Heizverhaltens hat sich eigentlich erst mit der Nutzung des dynamischen Stromtarifs geändert. Bis dahin haben wir mit Absenkzeiten der Raumtemperatur gearbeitet. So wie bei der Gasheizung auch.
Ein großer Vorteil der wassergeführten Wärmepumpen ist, dass sie im Vergleich zur Luft-Luft-Wärmepumpe weiterhin förderfähig sind, ebenso die Luft-Wasser- oder Erdwärmepumpen. Würdest du auch anderen zum Einbau einer Wärmepumpe raten und was wären dabei deine drei Tipps?
Aus meiner Sicht kann ich zum Einbau einer Wärmepumpe nur raten.
Mein erster Tipp: Sich unbedingt die Wirkungsweise einer Wärmepumpe erklären lassen oder im Selbststudium das Wissen hierzu erlesen.
Mein zweiter Tipp: Mindestens drei Angebote einholen. Zurzeit ist das etwas schwierig. Und den Installateur ruhig nach den Erfahrungen, also nach der Anzahl der verbauten Wärmepumpen, befragen.
Der dritte Tipp: Wer den nachträglichen Einbau einer Fußbodenheizung nicht machen möchte, sollte sich über die Vergrößerung der Heizfläche Gedanken machen. Die Aufrüstung mit kleinen Lüftermotoren an bestehenden Plattenheizkörpern kann ebenfalls eine gute Alternative zur Fußbodenheizung sein.
Fazit
Anklams Klimaschutzmanager Nils Bandelin zeigt in seinem Erfahrungsbericht, wie er durch die Kombination einer wassergeführten Wärmepumpe, PV-Anlagen und smarter Steuerung eine klimafreundliche und effiziente Heizlösung für sein Zuhause gefunden hat. Der Beitrag verdeutlicht die Vorteile dieser Technik auch im Altbau und gibt wertvolle Tipps für die Planung und Installation einer Wärmepumpe zur Heizungsmodernisierung.