So wird eine Doppelhaushälfte zum klimafreundlichen Zuhause

PV Moduke auf Doppelhaushälfte – energetische Sanierung Bestandsimmobilien

Energetische Sanierung: So wird eine Doppelhaushälfte zum klimafreundlichen Zuhause

Wie kann ein älteres Haus energieeffizient und klimafreundlich werden? Unser Kollege Arndt Brachat zeigt, wie er seine unscheinbare Doppelhaushälfte aus dem Jahr 1996 Schritt für Schritt energetisch saniert hat – inklusive Photovoltaik, Wärmepumpe und Elektromobilität.

Könntest Du uns kurz die Immobilie vorstellen, die Du saniert hast? Wie alt ist sie und was war der ursprüngliche Zustand?

Ja, gerne. Es ist eine schlichte Doppelhaushälfte, Baujahr 1996, mit ca. 110 m2 Wohnfläche, nicht unterkellert und mit ausgebautem Dachgeschoss. Die Gebäudesubstanz war in Ordnung, aber das Haus war innen ziemlich heruntergekommen: defekte Toiletten, alte Armaturen, fehlende Küche, abgenutzte Böden. Also habe ich zunächst grundlegende Dinge instandgesetzt – Fußböden neu verlegt, Fensterdichtungen erneuert, Armaturen und Sanitäranlagen ausgetauscht, den Hauswasserfilter ersetzt und eine Küche eingebaut. Dann habe ich begonnen das Haus energetisch zu sanieren.

Du nutzt erneuerbare Energien, welche und warum hast Du Dich dafür entschieden?

Richtig, eine der ersten Aktivitäten war, die Installation einer PV-Anlage in Auftrag zu geben und auf einen Ökostromtarif zu wechseln. Die Anlage hat eine Peakleistung von 6 kW und läuft in Kombination mit einem 5 kWh Lithium-Eisenphosphat-Stromspeicher und bedient auch die Wallbox für das Elektroauto. Seit kurzem freue ich mich jetzt auch darüber, das Haus mit einer 8 kW Split-Luft-Wasser-Wärmepumpe zu heizen. Klimaschutz ist mir ein persönliches Anliegen – und ich möchte dort ansetzen, wo ich direkt Einfluss habe: vor bzw. hinter der eigenen Haustür.

Was war ausschlaggebend für die Auswahl der passenden Technologie?

Mir waren Qualität, Langlebigkeit und ein möglichst nachhaltiger Herstellungsprozess wichtig. Ich wollte unbedingt bifaziale Glass-Glass-Module von Meyer-Burger einsetzen – und habe eine Firma gefunden, die diese auch verbaut. Beim Wechselrichter und Hausspeicher musste ich Kompromisse eingehen, da meine Wunschkomponenten wegen Lieferengpässen nicht verfügbar waren. Rückblickend würde ich beim Speicher heute größer planen – die Preise sind inzwischen gesunken.


 „Ich möchte dort ansetzen, wo ich direkt Einfluss habe: vor bzw. hinter der eigenen Haustür.“ – Arndt Brachat


Welche Vorteile siehst du in der Nutzung von erneuerbaren Energien für Privatpersonen und Immobilienbesitzer?

Die wichtigsten Stichworte sind: Klimaschutz und Unabhängigkeit von schwankenden Energiepreisen und autoritären Energieexporteuren.  Und es lohnt sich finanziell – bei langlebigen Komponenten allemal. Spannend finde ich, wie man durch die eigene PV-Anlage bewusster mit Energie umgeht – man achtet mehr auf den Verbrauch und freut sich, wenn die Waschmaschine bei Sonnenschein läuft. Diesen Effekt beschreiben viele PV-Anlagen-Besitzer*innen.
Ich finde es wichtig, dass auch Vermieter aktiv werden, um Mieter*innen ebenfalls den Zugang zu PV-Strom vom „eigenen“ Dach zu ermöglichen. Dadurch wird dann auch die Immobilie attraktiver und klimafreundlich.

Eines der wichtigsten Elemente der Sanierung war der Umbau des Heizungssystems auf eine Wärmepumpe. Was war der Grund für diese Entscheidung?

Ich fand den Gedanken unerträglich, Erdgas zu verbrennen und dadurch einen Beitrag zu CO2-Emissionen zu leisten. Zudem störte es mich auch, die hochproblematische Vorkette der Gasförderung und des Gastransports mitzufinanzieren. Mit der Wärmepumpe kann ich klimafreundlich und effizient heizen – idealerweise auch mit selbst erzeugtem Strom.

Gab es beim Umstieg von der alten Heiztechnik auf die Wärmepumpe technische oder logistische Herausforderungen?

Eigentlich nur die Wartezeit. Der Einbau selbst verlief reibungslos: In drei Tagen war die alte Gastherme abgebaut und die neue Anlage installiert. Meine ganz persönliche Herausforderung war, dass ich etliche Monate warten musste, um bei meiner Wunschfirma einen Installationstermin zu bekommen, weil die so viele Aufträge abarbeiten.

Wie hat sich der Energieverbrauch seit der Umstellung auf die Wärmepumpe verändert?

Wasseraufbereitung; Foto: Arndt Brachat

Der Stand-Wärmepumpen-Puffer befindet sich im Keller des Hauses. Foto: Arndt Brachat

Das kann ich noch nicht seriös sagen, weil die Wärmepumpe erst seit wenigen Wochen läuft. Wenn ich grob den bisherigen Stromverbrauch auf das Jahr hochrechne, sieht es sehr effizient aus. Ich schätze, dass ich einen Stromverbrauch zwischen 2000 und 3000 kWh pro Jahr für die Heizung haben werde – einen großen Teil davon kann ich über meine PV-Anlage und den Stromspeicher abdecken.

 

 

 

 

Warum hast Du Dich entschieden, das private Fahrzeug zu elektrifizieren?

Mit Wärmepumpe und Wallbox zum Laden des E-Autos wird auch eine Baestandsimmobilie zu einem klimafreundlichen Zuhause

Die Wärmepumpe und die Wallbox werden mit PV-Strom von Hausdach effizient betrieben. Foto: Arndt Brachat

Ich wollte so schnell wie möglich emissionsfrei fahren und den Markthochlauf der Elektromobilität mit unterstützen. Ich hatte das Auto 2021 gekauft und bisher keinerlei Probleme damit. In Kombination mit der PV-Anlage macht ein E-Auto besonders Sinn – man „erntet“ den Strom fürs Autofahren direkt vom Dach. Die Ladeinfrastruktur war anfangs eine Herausforderung, aber die Situation hat sich deutlich verbessert.

 

Wie beeinflussen Deine Maßnahmen die Gesamtenergiebilanz und -effizienz?

Ich freue mich sehr darüber, dass das Haus jetzt im Betrieb ziemlich klimaneutral funktioniert. Es gibt natürlich immer noch Dinge, die verbessert werden können. Eine Maßnahme, die ich vermutlich dieses Jahr noch anpacken will, ist die Haustür durch eine besser wärmegedämmte und dicht schließende Tür ersetzen zu lassen.

Konntest Du Fördermittel nutzen? War das aufwendig?

Ja, für die Wärmepumpe bekomme ich die KfW-Förderung, was bei mir so etwa ein Drittel der Kosten ausmacht und natürlich sehr hilft. Der Förderantrag bei der Bafa war simpel auszufüllen und wurde durch die Installationsfirma auch unterstützt.

Welche Tipps würdest Du anderen Eigentümern geben, die eine ähnliche Sanierung mit Erneuerbaren Energien planen?

Einfach anfangen – es lohnt sich!  Bei der Umrüstung auf eine Wärmepumpe würde ich empfehlen, eine Firma auszuwählen, die wirklich Erfahrungen hat und die Berechnungen zur Heizlast seriös durchführt. Die Firma sollte eine ausführliche Beratung anbieten, die gut zu den verschiedenen Aspekten der Immobilie passt. Es ist sicher auch hilfreich, darauf zu achten, dass die verschiedenen Komponenten gut aufeinander abgestimmt und flexibel regelbar sind. Auch die eigene Verbrauchsstruktur sollte man kennen. Die Erkenntnis, zu welchen Tageszeiten man welchen Stromverbrauch hat, hilft bei der Entscheidung über Speichergröße oder Systemauslegung. Dadurch kann man den Eigenverbrauch des PV-Stroms optimieren.

Wie siehst du die Zukunft der Gebäude- und Energieversorgungstechnologien in den nächsten Jahren?

Ein paar Trends scheinen mir wichtig zu sein: Speichertechnologien werden günstiger und leistungsfähiger, was sowohl Einfamilienhäusern als auch Quartierslösungen hilft. Die kommunale Wärmeplanung wird in vielen Fällen die Strategie vorgeben, wie möglichst kostengünstig die Wärmeversorgung klimaneutral werden kann. In dicht bebauten Gebieten werden wohl Wärmenetze noch wichtiger werden und ich hoffe, dass viele davon bald über Großwärmepumpen betrieben werden. Da könnte auch Geothermie eine größere Rolle spielen, wenn das Fündigkeitsrisiko finanziell abgesichert werden kann. Soweit mein Blick in die Glaskugel! Ich bin gespannt, in welchem Punkt ich mich irre!

Fazit: Klimaschutz beginnt zu Hause

Das Beispiel von Arndt Brachat zeigt eindrucksvoll, wie eine schrittweise Sanierung mit erneuerbaren Energien auch in einer unscheinbaren Doppelhaushälfte große Wirkung entfalten kann – für das Klima, die Haushaltskasse und das persönliche Wohlbefinden. Mit Photovoltaik, Stromspeicher, Wärmepumpe und E-Auto wurde aus einem sanierungsbedürftigen Altbau ein nahezu klimaneutrales Zuhause.

Sein Erfahrungsbericht macht Mut, selbst aktiv zu werden – ganz gleich ob als Eigentümer*in oder Vermieter*in. Die zentrale Botschaft: Es lohnt sich, anzufangen. Fördermittel erleichtern den Einstieg, erfahrene Fachfirmen sorgen für einen reibungslosen Ablauf – und mit jeder Maßnahme wächst die Unabhängigkeit von fossiler Energie. Lesen Sie auch unsere Blogbeiträge zur Woche der Wärmepumpe: Teil 1 und Teil 2.

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