Windkraft attraktiver machen: Bringt ein regionaler Stromtarif mehr Akzeptanz?
Bürgerproteste, Mahnwachen, Einsprüche durch Naturschützer*innen – der Windkraftausbau in Mecklenburg-Vorpommern ist ins Stocken geraten. Viele Vorhaben werden beklagt, andere erst gar nicht mehr geplant. Lösungen sind derzeit kaum in Sicht. Dabei könnte es alles ganz einfach sein. Der Ansicht ist zumindest Max von Maltzahn. „Das Gerechtigkeitsgefühl der Menschen ist der Hauptgrund für Akzeptanz und ein Windpark ohne Beteiligung ist nicht gerecht“, so der Geschäftsführer der Firma Fairwind Deutschland GmbH mit Sitz in Kruckow im Landkreis Vorpommern-Greifswald. Die hat es sich zur Aufgabe gemacht, alle Beteiligten eines Windparks gleichermaßen an der Wertschöpfung teilhaben zu lassen. Soweit die Theorie. In der Praxis hat es von Maltzahn gemeinsam mit der LEKA MV und den Stadtwerken Loitz erreicht, dass seit Januar 2020 hunderte Haushalte und Gewerbetreibende in sieben Ortschaften im Landkreis Vorpommern-Greifswald mit günstigem, grünem Strom versorgt werden können. „Wir mussten ja erst einmal sehen, was überhaupt möglich ist und was nicht. Die LEKA MV hat uns da sehr gut beraten und dafür gesorgt, dass alle dabei sind, die beim Thema Windkraft auch wirklich konstruktiv mitarbeiten wollen.“
Regionaler Stromtarif für 25 Cent für Anwohnende
Entstanden ist der sogenannte Fairwind Tarif. Damit können alle Anwohnenden, sowie ansässige Gewerbe mit einem maximalen Jahresverbrauch von 10.000 Kilowattstunden, in einem Umkreis von 3,5 Kilometern rund um die drei Windkraftanlagen bei Völschow versorgt werden. Der Endverbraucher zahlt 25 Cent je Kilowattstunde sowie eine jährliche Grundgebühr von 100 Euro. Damit sei dieser etwa fünf bis acht Cent günstiger als durchschnittliche Stromtarife in Deutschland. Die Zahlen überzeugten, und so konnte von Maltzahn die Stadtwerke Loitz mit ins Boot holen. „Wir wollten gern etwas für die Menschen in der Region machen, denn gerade die Stromkosten sind ja ein enormer Kostenfaktor“, erklären Christine Krüger und Burkhard Krüger als Geschäftsführer der Stadtwerke Loitz.
Mehr Windkraftanlagen lassen Strompreis noch günstiger werden
Derzeit nutzen das Angebot zwar bereits fast 15 Prozent der Haushalte, das sind aber noch nicht so viele, wie anfangs gedacht. Der Grund: Viele Kunden stecken in den Vertragslaufzeiten ihrer bisherigen Anbieter fest. „Wir wissen, dass viele zum Jahresende in den Tarif wechseln wollen“, sagt Christine Krüger ausblickend. Max von Maltzahn zeigt sich ebenfalls zuversichtlich. „Das Interesse ist groß. Wenn ich einen Stromtarif bekommen kann, der acht Cent günstiger ist als bisher, dann überzeugt das.“ Zudem seien drei weitere Windkraftanlagen im Windpark Völschow geplant. „Und dann können wir den Strom sogar für 20 Cent pro Kilowattstunde anbieten. Das erhöht nicht nur die Kaufkraft der Leute, sondern ist ein echter Standortfaktor für Gewerbetreibende“, ist sich der Geschäftsführer sicher. Ein Beispiel, das Schule machen kann. Mit weiteren Gemeinden ist die Fairwind Deutschland GmbH demnächst im Gespräch. Wenn alles entsprechend der Vorhaben laufe, könne schlussendlich eine Region mit über 40 Ortschaften mit günstigem Strom aus Windenergie versorgt werden.
Der Originaltext dieses Blogbeitrages wurde von unserer ehemaligen Mitarbeiterin Caroline Kohl im Jahr 2020 verfasst.
Fazit
Der Ausbau der Windkraft in Mecklenburg-Vorpommern sieht sich mit Bürgerprotesten und Einsprüchen konfrontiert. Max von Maltzahn, Geschäftsführer der Fairwind Deutschland GmbH, glaubt, dass regionale Stromtarife die Akzeptanz erhöhen können. Gemeinsam mit der LEKA MV und den Stadtwerken Loitz wurde der „Fairwind Tarif“ eingeführt, der günstigen grünen Strom für Anwohnende rund um den Windpark Völschow anbietet. Der Tarif ist fünf bis acht Cent günstiger als durchschnittliche Stromtarife. Zukünftig könnten mehr Windkraftanlagen den Preis weiter senken und den Tarif noch attraktiver machen.