Netzausbau in Mecklenburg-Vorpommern: Schlüssel zur erfolgreichen Energiewende
Die Energiewende in Deutschland ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Der notwendige Netzausbau spielt dabei eine zentrale Rolle. Mecklenburg-Vorpommern ist bereits Vorreiter bei erneuerbaren Energien, doch der Ausbau der Stromnetze ist entscheidend, um diese Energien effizient zu nutzen. Dr. Jonas Wussow, ehemaliger regionaler Ansprechpartner des Bürgerdialogs Stromnetz für Mecklenburg-Vorpommern, gab 2023 in einem Interview mit der LEKA MV wertvolle Einblicke in die damit verbundenen Herausforderungen und Lösungsansätze. Dieser Blogbeitrag basiert auf seinen Ausführungen und fasst die zentralen Punkte zusammen.
Steigender Strombedarf und die Rolle des Netzausbaus
Bis 2045 will Deutschland klimaneutral werden. Das erfordert eine deutliche Steigerung der Stromproduktion aus erneuerbaren Energien. Der Netzausbau ist notwendig, um diesen grünen Strom zu den Verbrauchszentren zu transportieren. Laut dem Netzentwicklungsplan (NEP) 2037/2045 müssen bundesweit rund 12.413 Kilometer neue Leitungen gebaut werden. Dr. Wussow betonte, dass der Erfolg der Energiewende davon abhängt, ob sie als gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstanden und unterstützt wird.
Herausforderungen in Mecklenburg-Vorpommern
Mecklenburg-Vorpommern versorgt sich bereits zu 100 % aus erneuerbaren Energien. Dennoch stehen viele Windräder oft still, um Netzengpässe zu vermeiden. Diese sogenannten Redispatches erhöhen die Netzentgelte, die in Mecklenburg-Vorpommern zu den höchsten in Deutschland gehören. Ein bedarfsgerechter Netzausbau ist entscheidend, um diese Kosten zu senken und die Effizienz der Energieverteilung zu verbessern. Redispatches führen zu hohen zusätzlichen Kosten, die über die Netzentgelte auf die Verbraucher*innen umgelegt werden. In Mecklenburg-Vorpommern gehören die Netzentgelte mit neun bis zwölf Cent pro Kilowattstunde zu den höchsten in Deutschland.
Geplante Projekte für den Netzausbau
In Mecklenburg-Vorpommern sind zahlreiche Projekte im Übertragungs- und Verteilnetz geplant. Ein bedeutendes Vorhaben ist die Wechselstromleitung von Güstrow nach Wolmirstedt, die sich bereits in fortgeschrittenen Genehmigungsphasen befindet. Zudem sind neue „Stromautobahnen“ wie der SuedOstLink+ geplant, die Windstrom aus dem Norden nach Süddeutschland transportieren sollen. Auch im regionalen Verteilnetz gibt es viele Modernisierungsprojekte, die die Netzkapazitäten erhöhen. Ein Beispiel ist die 110-Kilovolt-Leitung von Anklam nach Bansin auf Usedom, wo auf einer bestehenden Trasse eine 74 Kilometer lange neue Leitung gebaut wird. Diese Leitung wird deutlich mehr Strom transportieren können als die alte.
Bürgerbeteiligung: Mitwirken beim Netzausbau
Bürgerinnen und Bürger können sich aktiv in den Planungsprozess einbringen. Öffentliche Konsultationen bieten die Möglichkeit, Anregungen zu äußern. Diese Anregungen fließen in die Planungen ein, bevor der Gesetzgeber den Bundesbedarfsplan verabschiedet. Auch in späteren Phasen, wie der Bundesfachplanung und dem Planfeststellungsverfahren, können Bürger*innen ihre Ortskenntnisse einbringen, um den Trassenverlauf zu optimieren. Diese Beteiligung ist entscheidend, da sie nicht nur lokale Kenntnisse in die Planung einbringt, sondern auch den demokratischen Rückhalt stärkt.
Was muss passieren, um die Netzentgelte zu senken?
Der bedarfsgerechte Ausbau der Stromnetze ist der Schlüssel zur Senkung der Netzentgelte. Neue und leistungsstärkere Leitungen im Übertragungsnetz und in den Verteilnetzen sind erforderlich. Diese Maßnahmen reduzieren Redispatches und senken somit die zusätzlichen Kosten, die auf die Netzentgelte umgelegt werden. Dr. Wussow erklärt, dass Mecklenburg-Vorpommern zwar bereits führend bei erneuerbaren Energien ist, aber ohne einen umfassenden Netzausbau weiterhin mit hohen Netzentgelten zu kämpfen haben wird.
Fazit
Der Netzausbau ist entscheidend für das Gelingen der Energiewende in Mecklenburg-Vorpommern. Die geplanten Projekte im Übertragungs- und Verteilnetz stärken die Versorgungssicherheit und senken langfristig die Netzentgelte. Bürger*innen spielen eine wichtige Rolle, indem sie sich aktiv an der Planung beteiligen. Der Erfolg der Energiewende hängt maßgeblich vom Ausbau der Stromnetze ab, um eine sichere und kosteneffiziente Stromversorgung zu gewährleisten. Nur durch den bedarfsgerechten Ausbau der Netze können die Netzentgelte langfristig gesenkt und die Herausforderungen der Energiewende erfolgreich gemeistert werden.